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„Fechten ist wie Boxen auf dem Schachbrett“ (Britta Heidemann)

DIE SPORTART

Kämpfe mit sogenannten Blankwaffen, wie Schwertern, Dolchen, Morgensternen und einigen anderen, gehören wohl nach dem Faustkampf zu den ersten Duellen der Menschheit. Wurden diese zunächst rein für kriegerische Zwecke eingesetzt, so entwickelten sich doch schon sehr früh auf Wettkämpfe mit diesen Waffen. Vor allem durch die Erfindung der Handfeuerwaffen verloren die Blankwaffen militärisch schnell an Bedeutung. Wettkämpfe wie im Mittelalter bei Ritterturnieren waren allerdings immer noch mit einigen Gefahren für Leib und Leben verbunden. Heute ist von dieser Gefahr im sportlichen Wettkampf dank moderner Schutzausrüstung nicht mehr allzu viel übriggeblieben.

Bekannt ist Fechten natürlich auch durch die Musketiere. Viele Verfilmungen der Abenteuer von D’Artagnan, Portos, Aramis und Athos haben die Zuschauer begeistert. Ebenso flimmerten einige Fechtszenen in diversen Piratenfilmen über die Leinwand und hielten die Zuschauer in Atem. Der Fechtsport selbst ist dabei nicht weniger atemberaubend und spannend.

Fechtturnier. Quelle: FGSH

Bereits seit 1896 in Athen, den ersten olympischen Spielen der Neuzeit, ist Fechten Teil des olympischen Programms und somit eine der Gründungssportarten. Die deutschen Athleten gehören zur Weltspitze und können nicht nur einige WM-Titel, sondern auch viele olympische Medaillen vorzeigen.

EIN SPORT, DREI DISZIPLINEN

Im Fechten können die Athleten in drei unterschiedlichen Disziplinen gegeneinander antreten. Florett, Degen und Säbel unterscheiden sich dabei sowohl in den Waffen, als auch in den Regeln.

Florett, Degen, Säbel. Quelle: adobe stock

Im Florett zählt der Rumpf (inklusive Schritt) und die Halskrause der Kopfmaske zur Trefferfläche. Nur Treffer in diesen Bereichen geben Punkte für den angreifenden Athleten. Der Punkt zählt allerdings auch nur dann, wenn der treffende Sportler als erster den Angriff begonnen hat. Ein Treffer des verteidigenden Sportlers gilt nur, wenn er den Angriff zuerst pariert hat. Man nennt dies „Angriffsrecht“.

Florettkampf. Quelle: adobe stock

Beim Säbel gibt es das Angriffsrecht ebenso. Auch hier zählen Treffer nur dann als Punkt, wenn man den Angriff als erster begonnen hat. Die Trefferfläche unterscheidet sich jedoch deutlich zu der bei Florett. Bei Säbelfechten zählen der Rumpf (ohne Schritt), der gesamte Kopf und die Arme als gültige Trefferfläche.

Säbel. Quelle: adobe stock

Als drittes gibt es noch den Degen. Hier gilt das Angriffsrecht nicht. Beide Fechter können jederzeit punkten. Es ist sogar möglich, dass beide gleichzeitig einen Punkt erhalten, wenn die Treffer gleichzeitig (maximaler Unterschied von einer zwanzigstel Sekunde) fallen. Gültige Trefferfläche ist hier der komplette Körper von der Fußspitze bis zum Kopf.

Degen. Quelle: FGSH

WAS IST DAS ZIEL?

Ziel ist es treffen ohne getroffen zu werden!

WARUM FECHTEN?

„Fechten fordert und fördert Körper und Geist gleichermaßen. Die körperliche Fitness wird in Punkten wie Koordination, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Konzentration, Ausdauer und Reaktion trainiert. Daneben werden wichtige mentale Stärken wie Mut, Entschlossenheit, Ehrgeiz und Taktik geschult, die sich auch neben der Planche, zum Beispiel in Schule und Beruf, hervorragend nutzen lassen. Fechten stärkt das Selbstvertrauen und ist zweifellos ein Sport, bei dem die Taktik, neben allen vorgenannten Eigenschaften, wohl die größte Rolle spielt.“ (OFC Bonn)

ALLGEMEINES

AB WELCHEM ALTER IST ES SINNVOLL MIT DEM FECHTEN ANZUFANGEN?

Ab ca. 7 Jahre.

In unserem Verein können 6 Jährige bereits in die Sportart reinschnuppern. Wir bieten AGs in einigen Schulen in der Umgebung an – auch da können die Kleinsten diese tolle Sportart für sich entdecken.

Lütten Gilde der FGSH in Aktion. Quelle: FGSH

WIE IST DIE VERTEILUNG JUNGEN/MÄDCHEN?

Die Verteilung im Alter bis 18 liegt bei etwa 65% Jungen und 45% Mädchen.

BETREIBEN JUNGEN UND MÄDCHEN DEN SPORT GEMEINSAM?

Bis zum einem gewissem Alter trainieren Jungen und Mädchen gemeinsam. Zwischen 17-20 können die Fechter und Fechterinnen weiterhin gemeinsam fechten. Dabei kommt es besonders auf die entsprechende altersgemäße körperliche Entwicklung an.

ZEITAUFWAND

WIE VIELE STUNDEN WIRD DER SPORT PRO WOCHE ETWA IN ANSPRUCH NEHMEN?

Eine Trainingseinheit dauert 1 ½ Stunden bis 2 ½ Stunden.

WIE OFT WIRD TRAINIERT?

Im Bereich der Altersklasse 7-9 Jahre wird in der Regel 1-2-mal pro Woche trainiert.
Danach wird der Trainingsaufwand in den Stützpunkten intensiviert, die 11-13 Jährigen trainieren schon 2-3-mal, danach 4-5-mal in der Woche. Die Jugend und Aktive trainieren bis zu 10 Stunden pro Woche.

Unsere Trainingseinheiten nach Altersgruppen sind auf der Hauptseite zu finden.

WIRD FECHTEN DAS GANZE JAHR BETRIEBEN ODER GIBT ES PAUSEN?

Es gibt eine Fechtsaison. Diese beginnt im August und dauert bis zum Juli des nächsten Jahres (bis zu den Aktiven Weltmeisterschaften oder OS). Außerhalb der Saison wird in der Regel Athletiktraining angeboten.

Outdoortraining. Quelle: FGSH

Da wir in Schulsporthallen trainieren, sind unsere Trainingseinheiten auf die Schulzeit beschränkt. In den Ferien sind die meisten Schulsporthallen geschlossen. Also trainieren unsere Fechter selbständig – Kondition, Beinarbeit und Waffentraining in Selbstregie 🙂

Quelle: FGSH

In den Sommerferien bieten viele Vereine im In- und Ausland Fechtcamps an, wo Kinder von überall zusammen Training und Freizeit verbringen. Das ist jedes Jahr eine unvergessliche Erfahrung!

Ferien-Fecht-Camps national/international. Quelle: FGSH

AB WELCHEM ALTER GIBT ES WETTKÄMPFE?

Mit 9 Jahren beginnt der Wettkampfmodus. Viele Clubs bieten jedoch auch für Jüngere Kinder Spassturniere an. Wir aus Norddeutschland fahren oft nach Dänemark zu international offenen Turnieren für die „Pusslinge“ – so wird die Alterskategorie der jüngeren Fechter in DK genannt. Niedlich, was? .-)

Siegerehrung nach Fechtturnier. Quelle: FGSH

WIE VIELE WETTKÄMPFE FINDEN IN ETWA STATT?

Es variiert sehr stark innerhalb der Altersstufen.

  • Schüler der Altersgruppe U9/ U11/ U13 Jahren in der Regel ca. 5-6 Turniere. Ab U13 gibt es bereits Deutsche Meisterschaften
  • Frühere B-Jugend, jetzt U15 – ca. 10 Turniere (13,14 Jährigen dürfen auch hier bei den Turnieren starten)
  • Ehemals A-Jugend – U17 (international – Kadetten) – 13-15 Turniere (dürfen zusätzlich auf Junioren und Aktiven Turnieren starten)
  • Junioren (U20) bis 20 Jahren 13-15 Turniere (dürfen auf Aktiven Turniere starten)
  • Aktiven Ü 20 12-13 Turniere mit WM und EM
Junioren LM 2019 Mannschaft – 3. Platz mit 2x U15 und 1xU17 Fechterinnen. Was für ein Sieg!!!
Quelle: FGSH

WIE WEIT SIND DIE ANFAHRTEN ZU WETTKÄMPFEN?

Schüler, B-Jugend Turniere (bis U15) sind eher in dem Bundesland, in welchem man beheimatet ist. Für Turnierbegeisterte gibt es einige national und international offene Turniere in Deutschland und in Ausland (Dänemark, Finnland, Schweden, Italien, Tschechien, Polen)

Internationale Turniere. Quelle: FGSH

Innerhalb der U17 gibt es ein Europäisches Turniersystem (ca 5 Turniere) und findet überall in Europa statt. Dazu kommen die Deutsche Qualifikationsturniere, WM und EM.

Bei den Junioren (U20) gibt es ein weltweites Turnier System und dazu kommen noch die deutschen Qualifikationsturniere, WM und EM.

Für die Aktiven gibt es ein Weltcup, ein Grand Prix System, Satellitenturniere und dazu noch deutschen Qualifikationsturniere sowie WM und EM.

WIE SEHR KANN/MUSS MAN SICH ALS ELTERN EINBRINGEN?

Kuchenbuffet, Betreuer, Fahrdienst ,Turnierorganisation, Vorstand Verein etc.

KOSTEN

WIE HOCH SIND IN ETWA DIE MITGLIEDSBEITRÄGE UNGEFÄHR?

Es gibt eine Spanne von ca 15 € bis zu 45 € pro Monat (Mitglieder Beitrag).

WELCHE AUSRÜSTUNG MUSS MAN SELBST BESORGEN UND WAS KOSTET DIESE?

Die Ausrüstung muss jeder für sich besorgen, jedoch gibt es bei fast allen Vereinen ein „Ausleihsystem“, wo im Schülerbereich Ausrüstung ausgeliehen werden kann.
Eine komplette Ausrüstung kostet einige hundert Euro, variiert von Waffe zu Waffe.

Alles zur Erstausrüstung, was unabdingbar ist was nicht – in unserem Blog haben wir einen Beitrag dazu verfasst, der als Leitfaden für alle Anfänger dienen kann.

WIE OFT WIRD NEUE AUSRÜSTUNG BENÖTIGT?

In der Anfangsphase ist der Verschleiß nicht sehr hoch. Mit der Intensivierung des Trainings und durch eine Erhöhung der körperlichen Stärke, wird in der Regel mehr Ausrüstung (Klingen) benötigt. Auch durch die erhöhte Schweißproduktion gehen die Metallwesten und Masken früher kaputt. Bei den Kindern – na klar, sie wachsen 🙂

VERBREITUNG

WIE VIELE FECHT-VEREINE GIBT ES?

Bundesweit ca. 480 Vereine. In Schleswig-Holstein gibt es ca. 20 Vereine.

WIE VIELE MITGLIEDER GIBT ES?

Ca. 25.000, davon ca. 9.000 Frauen und 16.000 Männern

2. Sportmesse Leibniz Privatschule Elmshorn 01.2019. Quelle: FGSH

KARRIERE

GIBT ES EINE NATIONALMANNSCHAFT?

Ja, es gibt für jede Waffe eine Nationalmannschaft. Diese besteht aus vier Fechter/-innen
Degen Männlich/Weiblich
Florett Männlich/Weiblich
Säbel Männlich/Weiblich

WIE GUT IST DIE NATIONALMANNSCHAFT?

Die stärkste Mannschaft z.Zt. ist die Säbelnationalmannschaft. Diese sind 2014 Weltmeister geworden, gewannen 2015 Bronze bei der WM und wurden Europameister.

Im Einzel können wir den Florettfechter Peter Joppich (4x Weltmeister), Benjamin Kleibring (Olympiasieger) Max Hartung (Säbel) Bronze WM in 2015 nennen.

Die Degenfechterin Alexandra Ndola ist bei der letzten WM (2019) 14. geworden.

IST DIE FECHTEN OLYMPISCH?

Ja.

KANN MAN PROFI WERDEN?

Als Kaderfechter bekommt man die üblichen Förderungen durch Sporthilfe, OSP und Stiftungen. Es gibt die Möglichkeit bei der Bundeswehr als Sportsoldat aufgenommen zu werden, jedoch gibt es für die DFeB ein begrenztes Platzkontingent.

In NRW gibt es die Möglichkeit als Kaderfechter ein Studienplatz zu bekommen, wenige Fechter haben auch ein Stipendium bei der Universitäten in USA erhalten.

Jeder Kaderfechter erhält jährlich eine finanzielle Unterstützung für die Ausrüstung.

GESUNDHEIT

WIE HOCH IST DAS VERLETZUNGSRISIKO?

Wenn die vorgeschriebene Fechtausrüstung verwendet wird, ist das Verletzungsrisiko gering.

TYPISCHE VERLETZUNGEN?

Wie in jedem Sport gibt es Prellungen, Zerrungen, Bänderrisse. Je erfahrener der Athlet und je bewußter er an die Möglichkeiten und Grenzen seines Körpers und seiner Sportart herangeht, desto geringer ist das Verletzungsrisiko.

Unsere Fechter lernen von Kindesbeinen korrekte Techniken bei verletzungsfrei durch jede Saison zu kommen und zu Höchstleistungen zu gelangen. Unsere Fechter werden von einem professionellen Trainer (internationale A-Lizenz für alle Waffen) geleitet, der Fechttraining auf dem höchsten Niveau und unter Berücksichtigung der Physis jedes Einzelnen Athleten anbietet.

GIBT ES GESUNDHEITLICHE SPÄTFOLGEN?

Im Fechtsport können einige körperliche Spätfolgen auftreten, diese werden unter Umständen nach vielen Jahren intensiven Trainings auffällig.

Durch die einseitige Belastung werden einseitige Muskelentwicklungen sichtbar. Dadurch können verschiedene Wirbelsäulenerkrankungen, sowie Verschleißerscheinungen bei den Gelenken vorkommen.

Daher sollte jeder Sportler ausgleichende und ganzheitliche Trainingseinheiten in seine Routine einbauen, damit man auch im Leistungsbereich ohne gesundheitliche Einbußen trainieren kann.

Quellen – Text: Tinongo (Vielen Dank für sachlich korrekte und informative Beschreibung unserer geliebten Sportart), Bilder und clubspezifische Kommentare: FGSH